Tom, wie lange arbeitest du schon mit Shawn Mendes, und was macht diese Zusammenarbeit so besonders?
Mit Shawn arbeite ich bereits seit fünf Jahren. Wir werden immer eine besondere Beziehung haben, weil wir beide noch so jung waren, als wir anfingen. Damals war Shawn gerade mal 17! Wir konnten uns immer völlig frei austauschen, wie wir die Show weiter verbessern können. Und so ist es glücklicherweise bis heute geblieben. Wir reden oft über die Show vom letzten Abend und wie wir alle noch besser werden können. Wir haben eine großartige Arbeitsatmosphäre.
Wie wurdest du FOH Engineer, und was wäre dein Rat an junge Leute, die eine Karriere als Live Sound Mixer anstreben?
Zu allererst solltest du dir sehr sicher sein, dass es der richtige Beruf für dich ist. Ich habe viele Leute mit Potenzial gesehen, die nach einem oder zwei Jahren Studium feststellen mussten, dass dieser Lifestyle nichts für sie ist. Es kann sehr hart sein, so lange von zu Hause weg zu sein, und es kann noch schwieriger werden, sich einen entsprechenden Bekanntheitsgrad zu erarbeiten, um überhaupt für eine Tour in Betracht gezogen zu werden.
In meinem Fall war es so, dass ein Studio in meiner Umgebung einen zehnwöchigen Kurs in Sound & Recording anbot. Ich habe mich angemeldet und studierte unter dem Engineer und Ausbilder Den Hands, der großen Einfluss auf meinen Karriereverlauf hatte. Nach Ende des Kurses habe ich mich bemüht, mit den anderen Teilnehmern in Kontakt zu bleiben. Die meisten waren viel älter als ich und arbeiteten bereits an ihren eigenen Musikprojekten. Ich beschloss, die nächste Stufe in meiner Ausbildung anzugehen und belegte mit 16 am College einen zweijährigen Kurs in Musiktechnologie. In meiner Freizeit arbeitete ich – oft umsonst – mit anderen Engineers, die ich getroffen hatte. Die letzten Jahre als Teenager habe ich außer Essen und Schlafen praktisch nichts gemacht außer Audio. Meine Eltern sind fast wahnsinnig geworden, und völlig zu Recht! Von neun Uhr morgens bis fünf Uhr abends war ich am College, und anschließend ging ich geradewegs ins Aufnahmestudio, bis in die frühen Morgenstunden. An Wochenenden habe ich jeden Live Gig angenommen, der einen Tontechniker gebrauchen konnte. Sonntags habe ich Hausaufgaben nachgeholt und ausgeschlafen ... es sei denn, im Studio passierte etwas Interessanteres!
Mit 18 beschloss ich, dass Nordamerika der wohl beste Ort für einen angehenden FOH Engineer wäre, der auf Tour gehen möchte. Also überquerte ich den Atlantik, um am Metalworks Institute in Mississauga, Ontario, Show Production Management zu studieren. Dabei verliebte ich mich so sehr in meine neue Umgebung, dass ich schon nach wenigen Monaten beschloss, dauerhaft zu bleiben. Durch ein wenig unbezahlte Arbeit und etwas Networking kam meine Karriere schnell in Schwung, was das Touren angeht, und ich begann mit Künstlern wie K-OS und Dragonette durch Nordamerika zu reisen. Glücklicherweise hielt das Momentum an, und nach mehreren Tourneen mit Künstlern von mittlerem Bekannheitsgrad wurde ich für den Shawn-Mendes-Job empfohlen.
Wie sieht dein Tagesablauf aus? Für welche Aufgaben bist du als FOH Engineer verantwortlich?
Mixing! Ich weiß, das ist die naheliegende Antwort, aber das ist eben meine große Aufgabe. Üblicherweise fange ich gegen 11 Uhr morgens an, das FOH-Setup aufzubauen. Die ortsansässige Crew hilft mir, mein Mischpult auszupacken und mein Outboard hochzubringen, und dann beginne ich alles zu verkabeln. An einem guten Tag bin ich damit gegen ein Uhr Mittag fertig und beginne, mit unserem Systems Engineer Jeff Wuerth das Time Alignment und Tuning des PA-Systems für die jeweilige Location vorzunehmen. Dazu verwende ich eine Aufnahme der letzten Show und starte einen „virtuellen Soundcheck“, um das System für den Raum zu optimieren und Änderungen am Mix vorzunehmen, die ich für notwendig halte. Bis drei Uhr am Nachmittag sind wir damit fertig, und ich widme mich gemeinsam mit dem Monitor Engineer und unserem Backline Team dem Line Check. Um halb vier beginnt der Soundcheck mit der Band. Shawn geht üblicherweise ein, zwei Songs durch, aber, da wir auf der Tour schon so viele Shows hinter uns haben, läuft das ziemlich locker ab, und die Jungs jammen lieber irgendwas, das Spaß macht, als zum hundertsten Mal denselben Song zu spielen. Nach dem Soundcheck haben wir etwas Leerlauf bis zum Abendessen und schließlich der Show.